Starke Teams, stabile Strukturen – Einblick in das SPOCK-Projekt
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30. Oktober 2025
Pflegeeinrichtungen stehen heute unter Druck wie nie zuvor. Auf der einen Seite müssen sie für Bewohnerinnen und Bewohner eine qualitativ hochwertige Versorgung sicherstellen und dabei wirtschaftlich stabil bleiben, zugleich sollen sie ein Umfeld schaffen, in dem Mitarbeitende zufrieden sind, fair verdienen und gern arbeiten. In der Realität stoßen viele Einrichtungen dabei an ihre Grenzen: Fachkräftemangel, steigende Anforderungen und knappe Ressourcen sorgen für Überlastung. Hinzu kommt, dass in vielen Häusern eine zielführende Kommunikationskultur fehlt. Konflikte werden nicht angesprochen, Kompetenzen im Team werden falsch eingeschätzt und Führungskräften fehlen oft Werkzeuge, um Veränderungsprozesse gut aufzusetzen und zu steuern.
Genau hier setzt das Projekt SPOCK – Starke Pflege durch Organisationsentwicklung an. Es begleitet Pflegeeinrichtungen auf dem Weg in die Zukunft, stärkt Führungskräfte und Teams und sorgt dafür, dass Wissen und Strukturen aufgebaut werden. Erfahrene Coaches arbeiten direkt mit den Einrichtungen zusammen. Sie helfen, Prozesse neu zu denken und begleiten Veränderungen Schritt für Schritt. Möglich wird das durch die Förderung des Programms „Wandel der Arbeit“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) – für die teilnehmenden Einrichtungen ist das Coaching dadurch kostenfrei.
„Wirtschaftlich sein, ohne die Menschen aus dem Blick zu verlieren“
Eine der Coaches im Projekt ist Sabine Arndt. Sie bringt ihren fachlichen Hintergrund aus Pharmazie, Pflegepraxis und Betriebswirtschaftslehre in die acht Einrichtungen, die sie im Projekt begleitet, mit. Sie weiß, wie wichtig es ist, Wirtschaftlichkeit und die menschliche Zuwendung zusammenzudenken. „Viele kleine Betriebe haben keine betriebswirtschaftliche Perspektive, weil die Leitungspersonen selbst aus der Pflege kommen“, erklärt sie.
Für sie ist klar: Pflegeorganisationen brauchen ein neues Führungsverständnis. Es reicht nicht, rein betriebswirtschaftlich zu denken. Genauso wenig darf der wirtschaftliche Aspekt völlig ausgeblendet werden. „Der Spagat ist die eigentliche Herausforderung: wirtschaftlich arbeiten, aber gleichzeitig eine Kultur schaffen, in der Mitarbeitende zufrieden sind, gut verdienen und gern arbeiten.“
Besonders junge Führungskräfte rücken sehr schnell in Leitungsrollen auf, ohne dass sie sich darauf vorbereiten konnten. „Coaching bedeutet für mich, einen Spiegel vorzuhalten. Es geht nicht darum zu sagen, was jemand tun soll, sondern darum, das eigene Handeln zu reflektieren: Welche Wirkung habe ich mit meinem Verhalten auf mein Team?“
Wie wirksam diese Unterstützung sein kann, zeigt ein Beispiel: Eine Einrichtung, die Frau Arndt von Anfang an begleitet hat, konnte trotz großer Startschwierigkeiten wachsen – heute arbeiten dort rund 70 Mitarbeitende. „Die Leitung hat mir rückgemeldet: Ohne die Begleitung hätten wir das kaum geschafft.“
„Komplexes verständlich machen“
Auch Jörg Schroweg begleitet als Coach fünf Einrichtungen im SPOCK-Projekt. Er ist Pflegefachmann und hat sich intensiv mit der Umsetzung von gesetzlichen Anforderungen des Personalbemessungsverfahren (PeBeM) beschäftigt. Gerade dort erlebte er, wie wertvoll es ist, komplizierte Vorgaben in klare leicht verständliche Schritte zu übersetzen. „Die offiziellen Dokumente sind sehr komplex und brauchen lang, um sie zu durchblicken. Erst wenn wir sie gemeinsam heruntergebrochen haben, konnten die Leitungen wirklich anfangen, mit den Inhalten zu arbeiten. Wenn dann die ersten Aha-Momente kommen, ist das ein echter Erfolg.“
Sein Fokus liegt ebenfalls auf der Organisationsentwicklung. Er weiß, dass viele Leitungspersonen nie gelernt haben, mit Veränderung umzugehen. „Changemanagement ist eine der größten Herausforderungen. Es fehlt an Routine – und oft auch an Kommunikationsstrukturen. Häufig drehen sich Gespräche im Team eher um persönliche Konflikte als um fachliche oder organisatorische Themen.“ Doch genau das sei entscheidend: professionell, lösungsorientiert und gemeinsam an der Weiterentwicklung der Organisation zu arbeiten.
Die Erfahrungen aus SPOCK machen deutlich: Coaching ist kein Luxus, sondern eine Investition in die Zukunftsfähigkeit von Pflegeeinrichtungen ‒ mit gezielter Unterstützung, Wissenstransfer und strukturierter Begleitung. Es werden Räume für Reflexion geschaffen, Führungskompetenzen gestärkt und Strukturen entwickelt, die Mitarbeitende entlasten und die Pflegequalität sichern.